Wie jedes Jahr wurde in Lüsen auch heuer der Josefitag mit einem feierlichen Gottesdienst begangen, musikalisch umrahmt vom Männerchor und mit zahlreicher Teilnahme der Bevölkerung sowie der Schützenkompanie in Tracht.
Anschließend Vortragsabend zum Thema 50 Jahre Feuernacht.
Nach der Hl. Messe luden die Schützenkompanie und die Öffentliche Bibliothek Lüsen zu einem Vortragsabend mit Josef Innerhofer (Schenna), der im voll besetzten Vortragssaal in der Feuerwehrhalle von den dramatischen Ereignissen der späten 50er und frühen 60er Jahre erzählte, die sein Leben und die Geschicke des Landes Südtirol einschneidend geprägt haben.
Aufgewachsen in der Zeit der faschistischen Unterdrückung, waren für ihn persönlich die Auseinandersetzungen in der Optionszeit, die auch seine Familie zu zerreißen drohten, die bis dahin schlimmsten Erfahrungen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war es ihm als 18jähriger Bursche ein Anliegen, sich für seine bedrohte Heimat einzusetzen.
Er arbeitete in diesem Sinne in der Südtiroler Volkspartei mit, unter anderem bei der landesweiten Sammlung von Unterschriften für die Rückkehr Südtirols zu Österreich, die schlussendlich zu fuß über die Brennergrenze geschmuggelt werden mussten.
Als sich nach 10 Jahren Pariser Abkommen noch immer keine Besserung der prekären Situation der Südtiroler Bevölkerung und der Ausgrenzungspolitik durch den ital. Staat abzeichnete, schloss er sich mit Sepp Kerschbaumer und 12 weiteren Mitstreitern zum Befreiungsausschuss Südtirol (BAS) zusammen.
Die Gruppe begann durch das Hissen der damals verbotenen Tiroler Fahnen an exponierten Orten Zeichen zu setzen. Sehr aktiv war die Gruppe im Vorfeld der Kundgebung von 1957 auf Schloss Sigmundskron, indem man in Nordtirol abertausende Flugzettel drucken ließ, diese in Rucksäcken über die Grenze schmuggelte und im ganzen Land verteilte.
Der von ihnen im Anschluss an die Kundgebung mit einigen hundert Leuten vorbereitete Marsch auf Bozen kam aufgrund der Rede von Magnago nicht zustande. Magnago hatte u.a. verkündet, er habe den Behörden sein Tiroler Wort gegeben, dass es zu keinen nicht angemeldeten Aktionen kommen werde. Aus heutiger Sicht ist auch Sepp Innerhofer froh, dass es zu diesem Marsch nicht gekommen ist, denn er hätte angesichts tausender schwer bewaffneter um Bozen stationierter Polizeikräfte sehr wahrscheinlich in ein Blutbad gemündet.
In der Folge entschloss sich die BAS-Gruppe, aufgrund der fortdauernden ergebnislosen politischen Verhandlungen in Rom, einen schärferen Kurs einzuschlagen, wobei man sich aber darauf einschwor, keine Menschenleben zu gefährden. Innerhofer erzählte von Sprengkursen in Nordtirol und vom abenteuerlichen Schmuggel des Sprengstoffs über die Grenze, den er zentnerweise in den Weinfässern im Keller seines Hofes lagerte.
Die ersten Aktionen waren die Sprengungen von Volkswohnbauten, die für die italienischen Zuwanderer bestimmt waren. Heute noch ist Innerhofer stolz daruaf, einer der drei Männer gewesen zu sein, die den Aluminiumduce samt Ross vom hohen Sockel in Waidbruck holten.
Mit großer Spannung verfolgten die Zuhören die Erzählungen Innerhofers über den weiteren dramatischen Verlauf der Ereignisse, von der Planung und Durchführung der Feuernacht, von den Verhaftungen und den anschließenden Tage- und Nächte langen Folterungen. Besonders beeindruckte seine Art, die Geschehnisse aufbauend auf seine eigenen Erlebnisse zu erzählen. Vor allem bei der Schilderung der Folterungen wurde ersichtlich, dass er viele Dinge den Zuhörern erst gar nicht zumutete, und sie für sich behielt.
Große Anerkennung sprach Innerhofer seiner Frau aus, die auch während seiner Jahre im Gefängnis die Familie und den Hof zusammengehalten hat. Auch nach seiner Entlassung trug sie die Hauptlast, durfte er ja aufgrund der horrenden Schadensersatzforderungen des Staates nichts besitzen und war mangels der bürgerlichen Rechte kaum handlungsfähig.
Den Zuhörern wird dieser spannende und ergreifende Abend noch lange in Erinnerung bleiben und gar einige von Ihnen, darunter Bürgermeister Josef Fischnaller und der ehem. Bezirksmajor Sepp Kaser, brachten Innerhofe ihren Dank und ihre Anerkennung zum Ausdruck, profitieren wir doch alle vom großen Opfer, das er und seine Mitstreiter damals gebracht haben.