Am 10. Oktober jährt sich die Brandkatastrophe, die 1921 den gesamten Dorfkern zerstörte, zum 90sten Mal. Für uns ist diese Not und Ratlosigkeit nicht mehr vorstellbar. Darum war es ein großes Anliegen der Schützenkompanie den Dorfbrand ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken.
Aus diesem Grund veranstalteten die Schützen in Zusammenarbeit mit der Gemeinde am Samstag, 8. Oktober eine Gedenkfeier zu diesem Thema. Der Abend begann für die Teilnehmer um 18.00 Uhr mit einem Dankgottesdienst, der vom Männerchor musikalisch umrahmt wurde. Danach folgte ein Vortrag des Dorfchronisten Paul Detomaso im voll besetzten Gemeindesaal. Gemeindereferentin Carmen Plaseller begleitete den Vortrag mit einer Fotodokumentation.
Das Unglück geschah am Tag des Brixner Rosarimarktes, der stets von vielen Lüsnern besucht wurde. Aus ungeklärten Gründen brach am Abend beim Krämer ein Feuer aus, das schnell um sich griff. Schon nach einer Stunde stand der gesamte Dorfkern in Flammen. Wegen Trockenheit und drehender Winde konnte trotz sofortigen Eingreifens vieler Feuerwehrmänner und freiwilliger Helfer das Feuer nicht unter Kontrolle gebracht werden. Dem Brand fielen die Kirche, die Schule, 14 Wohnhäuser sowie mehrere Futterhäuser und Holzschuppen zum Opfer. Alles in allem verloren durch diesen Brand 129 Bürger ihr Dach über dem Kopf.
Es wurde umgehend mit dem Wiederaufbau begonnen. Der Notstand aus dieser Brandkatastrophe nur wenige Jahre nach dem Ersten Weltkriegs und der Abtrennung Südtirols von Österreich war immens und wurde in den folgenden Jahrzehnten durch die internationale Wirtschaftskrise, die faschistische Unterdrückung, durch Option und Zweiten Weltkrieg noch verschlimmert. Auch nach Kriegsende war die wirtschaftliche Entwicklung noch jahrzehntelang gehemmt, da die Gemeinde durch die alten Schulden, die für den Wiederaufbau aufgenommen worden waren, in ihrem Handlungsspielraum immer noch sehr eingeschränkt war.
Im Anschluss an den Vortrag von Paul Detomaso erzählten ältere Landsleute von Erinnerungen aus ihrem Leben, die im Zusammenhang mit diesem Ereignis standen. So berichtete Viktoria Mellauner, die den Dorfbrand im Babyalter noch miterlebt hat, dass ihre Familie, wie man ihr später erzählt hat, als „Abbrändler“ in jener Nacht Unterschlupf in der Wirtssäge (Lodehaus) im Kaser Bach gefunden habe. Sie sei dort kurzerhand zum einjährigen Oberwirts-Peppe in das Kinderbett gelegt worden und habe somit bereits im zarten Alter von 5 Monaten erstmals bei einem „Mandermensch“ gelegen, wie sie scherzhaft anführte.
Altbürgermeister Franz Kaser hingegen erzählte aus seiner Zeit als jung gewählter Gemeinderat in den 60er Jahren, wie die damaligen Gemeindeverwalter – geprägt von der Last der alten Schulden – viele wichtige Infrastrukturen nicht angingen und vorgeschlagene Projekte mehrheitlich niederstimmten, um ja keine neuen Schulden aufnehmen zu müssen. Erst in den 70er und 80er Jahren wagte man sich allmählich daran, angesichts des landesweiten wirtschaftlichen Aufbruchs wieder in die Zukunft zu investieren.
Der Abend wurde mit einem Umtrunk und vielen anregenden Diskussionen abgeschlossen, bei den Klängen bodenständiger Volksmusik der Familie Sepp Fischnaller, die schon die gesamte Gedenkfeier mit ihrer Musik künstlerisch aufgewertet hatte.