Ehrengast des heurigen Gedenktages am So. 14. Februar war der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes Elmar Thaler.
Die Schützenkompanie und die Musikkapelle Lüsen bereiteten dem Landeskommandanten um 7:45 Uhr am Dorfplatz im Beisein von Ehrengästen und Kirchgängern einen Empfang mit Meldung des Hauptmanns und Frontabschreitung. Dann zog man gemeinsam in die Pfarrkirche ein zur Hl. Messe.
Beim Gottesdienst, der von Ortspfarrer Alfred Kugler zelebriert und vom Lüsner Männerchor und Bläsern der Musikkapelle musikalisch umrahmt wurde, gedachte man im Besonderen all jener, die ihr Leben für die Heimat geopfert haben sowie aller Opfer und Gefallenen der Weltkriege.
In seiner Gedenkansprache am Ende der Messfeier rief Landeskommandant Elmar Thaler dazu auf, nach dem Vorbild unserer tapferen Vorfahren und entsprechend des Aufrufes unseres Bischofs in seinem heurigen Fastenbrief unsere Kultur, Sprache und Tradition als Reichtum zu pflegen und zu leben. Dann bräuchten wir uns auch nicht nach Außen abzuschotten und auch nicht zu fürchten vor der Zuwanderung von Menschen anderer Religion und Kultur (siehe Wortlaut der Ansprache am Ende dieses Berichtes).
Zu den Klängen des Liedes „Ich hatte einen Kameraden“ wurde dann für die Gefallenen beim Kriegerdenkmal am Friedhof ein Kranz niedergelegt. Nach dem Auszug feuerte die Kompanie am Dorfplatz in ihrem Gedenken eine Ehrensalve ab, mit der anschließenden Landeshymne wurde der offizielle Teil der Gedenkfeier abgeschlossen.
Danach begab sich die Schützenkompanie mit den Ehrengästen ins Hotel Rosental, um die Jahreshauptversammlung abzuhalten.
Nach der Begrüßung durch Hptm. Herbert Federspieler nahm Schriftführer Alfred Molling den Apell vor. Von 45 aktiven Schützen waren 41 anwesend.
Kulturreferent Sepp Kaser rief anschließend zum Totengedenken die im letzten Jahr verstorbenen Persönlichkeiten aus nah und fern in Erinnerung, die dem Schützenwesen oder unserem Dorf besonders verbunden waren: u.a. Maria Kaser, Frau unseres ältesten Mitgliedes Augustin Kaser, und Hochw. Kan. Dr. Paul Rainer, ehem. Kooperator von Lüsen und Landeskurat der Schützen.
Die Schützenkompanie blickte wieder auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Schriftführer Alfred Molling verlas einen sehr ausführlichen Tätigkeitsbericht. Neben den vielen alljährlich wiederkehrenden Terminen und Veranstaltungen hob Hptm. Herbert Federspieler die szenische Darstellung „Inferno Tesselberg“ am Josefitag, das Motocrossrennen, und vor allem den Umbau des Schützenheimes hervor.
Heuer konnten zwei Ehrungen vorgenommen werden. Die Marketenderin Claudia Kaser wurde für ihre 5-jährige treue Mitgliedschaft mit einer Urkunde des Schützenbezirks Brixen ausgezeichnet.
Die nächste Ehrung war eine besondere: Augustin Kaser (Gatscher) wurde zum Ehrenmitglied der Kompanie ernannt. Mit seinen bald 90 Jahren ist er bereits über 45 Jahre schon Mitglied der Kompanie und hatte in Kriegszeiten sowie privat sehr viele Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Trotzdem war er stets frohen Mutes und immer da, wo Hilfe benötigt wurde und ist ein großes Vorbild vor allem bei den Jungen in der Kompanie.
Eintritte und Austritte: 6 Mitglieder sind im vergangenen Jahr aus der Kompanie ausgetreten: Alfred Steiger, Stefan Dorfmann, Peter Dorfmann, Jessica Daporta, Katharina Rastner und Andrea Niederkofler. Neu und zur Probezeit wurden Mark. Katharina Oberhauser, Simon Oberhauser, Dietmar Pupp, Franz Pitschieler, Jungsch. Markus Messner und Jungsch. Moritz Oberhauser aufgenommen. Das Probejahr erfolgreich absolviert hingegen haben der Jungschütze Tobis Federspieler sowie Alex Pernthaler und Florian Rastner.
Eine Auszeichnung in Form des
Leistungsabzeichens des Schützenbundes erhielten 13 Jungschützen und jung gebliebene Schützen unserer Kompanie. Sie hatten sich in mehreren Vorbereitungstreffen unter der Anleitung des Jungschützenbetreuers Ernst Dorfmann mit der Tiroler Geschichte befasst und dann erfolgreich eine Prüfung über das Erlernte abgelegt.
Der Schützenkönig 2016 heißt Michael Pichler und nahm von seinem Vorgänger Ltn. Julian Pichler. die Schützenkette in Empfang.
Landeskommandant Elmar Thaler zeigte sich in seinen Grußworten sehr erfreut über den großen Einsatz der einzelnen Mitglieder in der Kompanie, die allesamt ihre Freizeit dafür hernehmen müssen. Für das kleine Dorf Lüsen sei die Tätigkeit der Schützen sehr beachtenswert.
Bezirksmajor Helmut Oberhauser dankte vor allem Gatscher Gustl für seinen langjährigen Einsatz in der Kompanie. Jeder soll in der Kompanie das beitragen, war er selber tun kann, und sei es nur eine Tiroler Fahne zu kaufen oder aufzuhängen. Er nimmt auch Stellung zum zurzeit überall in Südtirol stattfindenden Autonomiekonvent. Wichtig sei, da hinzugehen und seine Meinung zu äußern, damit Südtirol nicht unter die Räder komme. Er rief auch zur starken Teilnahme am Landesmarschwettbewerb in Klausen sowie beim Unabhängigkeitstag in Bruneck auf.
Auch Bürgermeister Sepp Fischnaller schloss sich seinen Vorrednern an und bedankt sich für die Tätigkeit der Schützen im Dorf. Er sei auf der gleichen Linie wie unser Landeskommandant und könne alles unterstreichen, was dieser bei der Gedenkrede in Kirche gesagt habe, so der Bürgermeister.
Der Obmann der Musikkapelle Lüsen Josef Ploner dankte im Namen der Vereine für die Einladung und gratuliert zur reichhaltigen Tätigkeit. Die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen funktioniere sehr gut und sei für alle eine Bereicherung.
Im Namen der Regensburger Schützen vom Verein Stilles Tal Grass ergriff Norbert Spannberger das Wort. Er ist in der Jugendleitung seines Vereins und somit bereits einer der zweiten Generation, die die Freundschaft mit den Lüsner Schützen aufrecht erhält und sich bemüht, auch die Jungen für die Kameradschaft mit Lüsen zu begeistern.
Auch Ehrenkranzträger Dr. Ernst Delmonego ergriff das Wort und berichtete über eine sehr interessante Episode, welche sich im Zusammenhang mit einem Bericht über die Lüsner Fahne in der Internetseite der Kompanie ergab. Im Bericht war aufgrund der Forschungen von Dr. Delmonego Frau Fanny Leopold, die als Fahnenpatin einer am 15. August 1900 geweihten Fahne der Lüsner Schützen fungierte, als Franziska geb. Stremitzer identifiziert worden, die am 29. September 1865 als Tochter des Häusererwirts (heute Grüner Baum) Johann Stremitzer und der Maria Johanna geboren wurde.Eine Frau aus Holland, die eine historische Aufnahme von Franziska Stremitzer in Tiroler Tracht fand, hatte sich im Internet auf die Suche nach deren Identität gemacht und war so auf diesen Bericht in der Homepage der Lüsner Schützen gestoßen. Über Umwegen kam dann der Kontakt zu Dr. Delmonego zustande, und somit konnte dieser über den Lebensweg von Frau Fanny (Franziska) Leopold, geb. Stremitzer, sehr interessante zusätzliche Erkenntnisse in Erfahrung bringen. Franziska Stremitzer war nämlich in ihren Jugendjahren Mitglied einer sehr erfolgreichen „Tyroler National-Sänger-Gesellschaft“, welche durch ganz Europa, ja sogar nach Nordamerika tourte. Dies hat Dr. Delmonego dazu bewogen, einen Bericht für den Gesamttiroler St. Kassian Kalender 2016 zu schreiben, von dem er nun ein Exemplar der Schützenkompanie überreichte.
Unter dem Tagesordnungspunkt “Allfälligem” ergriff Oberleutnant Albert Ploner das Wort. Ein besonderes „Vergelt’s Gott“ und ein Applaus gelte dem Hptm. Herbert Federspieler. Er schaffe es immer wieder, die Kompanie zu dem zu machen was sie heute ist: nämlich ein gut funktionierender und lebendiger Verein. Auch in der Gemeindepolitik setze er sich als Referent sehr aktiv ein und bemühe sich um gute Zusammenarbeit zwischen allen Vereinen im Dorf. Flora Federspieler, Frau des langjährigen Hauptmanns Sepp Federspieler, feierte erst kürzlich ihren 80. Geburtstag. Ihr gratulierte der Oberleutnant herzlich zum Geburtstagsjubiläum und überreichte ihr mit einem großen Dank für die jahrelange Unterstützung ein Blumenstrauß.
Fähn. Martin Federspieler nahm die Gelegenheit wahr, den Landeskommandanten Elmar Thaler, den er schon seit seiner Tätigkeit als Sekretär im Schützenbund um die Jahrtausendwende persönlich kennt, zu begrüßen und für seinen Einsatz zu danken. Er ersuchte darum, dass man sich auf der Ebene des Gesamttiroler Schützenbundes Gedanken bezüglich des geplanten Grenzzaunes an den Tiroler Grenzübergängen mache. Sollten diese nicht zu verhindern sein, so sollten die Nord-, Ost- und Südtiroler Schützen dagegen gemeinsam ein nachhaltiges Zeichen setzen.
Zum Abschluss der Versammlung dankt der Hauptmann allen Schützen, Marketenderinnen, Offizieren, dem Ausschuss, den Jungschützen, den Schützenfrauen fürs „immer-wieder-helfen“, den Schützen aus Stilles Tal Grass, Maria Grünfelder fürs Putzen, Martin und Evelyn für die Betreuung der Homepage, der Gemeindeverwaltung und allen Ehrengästen.
Nach einer kurzen Terminvorschau wurde die Jahreshauptversammlung 2016 mit dem Absingen der Landeshymne beendet.
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Gedenkansprache von Landeskommandant Elmar Thaler
Hohe Geistlichkeit, geschätzte Lüsner Landsleute,
Immer wenn die Fastenzeit beginnt, wendet sich unser Bischof in einem Hirtenbrief an uns. Heuer spricht unser Bischof – zu unserer großen Freude – in seinem Fastenbrief gleich vier Mal von Tradition. Unter anderem davon, dass auch Kultur, Sprache und Tradition Reichtümer sind, die geteilt werden müssen.
Das passt gut zu einem Gedenktag, wie es der heutige ist. Auch Andreas Hofer hat in Kultur und Tradition Reichtümer gesehen, die er nicht nur geteilt, sondern vor allem auch geschützt hat. Er hat sie einerseits verteidigt, in dem er aufgestanden ist, sobald diese Reichtümer in Gefahr waren, aber viel mehr hat man sie in seiner Zeit verteidigt, in dem man sie ganz einfach gelebt hat.
Der Bischof spricht davon, dass wir in dieser, unseren Zeit mit Angst auf Menschen treffen, die sich durch Sprache, Kultur, Lebensgeschichte und religiöse Tradition von uns unterscheiden. Diese Angst, so sagt der Bischof, schränkt die Klarheit unserer Gedanken so sehr ein, dass wir in den Mitmenschen, die uns begegnen, eine mögliche Bedrohung sehen, nur weil sie einer anderen Kultur oder einer anderen Religion angehören. Wir verschanzen uns in unseren Häusern und verriegeln unsere Türen.
Und ich finde, dass der hochwürdigste Herr Bischof, damit etwas sehr Wesentliches anspricht. Vieles in unserer Angst fußt darauf, dass wir unsicher geworden sind. Weil wir wahrhaben, dass die Kirchen leerer werden, die Traditionen ärmer, alte Bräuche in Vergessenheit geraten und wir alle, wie wir hier sitzen und stehen, daran nicht restlos unschuldig sind. Der Schlendrian der oft einkehrt, und besonders auch, vor allem Patriotischem nicht halt macht, macht uns und unserem Gewissen zu schaffen.
Und wenn wir dann – vor allem im Fernsehen oder in der Zeitung sehen, wie stramm gottesfürchtig und traditionsbewusst Menschen sind, die sich von einer Einwanderung in unsere Breitengrade eine bessere Zukunft verhoffen, dann werden wir noch unsicherer.
Deshalb kann der heutige Gedenktag auch Anlass sein, darüber nachzudenken, wie wir hinkünftig unsere geistigen Reichtümer verteidigen wollen. Mit Abschottung gegen außen oder damit, dass wir diese Reichtümer wieder vermehrt mit Leben erfüllen. Dass wir uns selbst und unsere Leute animieren, zur Heimat zu stehen, alt hergebrachte Bräuche zu leben und Glaube und Tradition zu wahren. Das schließt Weltoffenheit nicht aus, im Gegenteil, das ergänzt es.
Ich finde, dass dies eine gute Methode wäre, um den Herausforderungen unserer Zeit gerecht zu werden. Nicht abschotten, sondern den eigenen Glauben, die eigene Überzeugung, die eigene Einstellung auch zu leben. Tagtäglich und nicht nur zu feierlichen Anlässen. Dann braucht man keine Angst haben, dass fremde Kulturen die unser überflügeln. Nur wenn Menschen, die aus fernen Ländern herkommen auch sehen, dass hier Menschen mit Überzeugung die eigenen Werte leben, werden diese uns auch Respekt und Anerkennung zollen können.
Unsere Gesellschaft befindet sich im Umbruch, und wir können und sollen uns nicht auf Politiker verlassen. Politiker sind vom Volk gewählt, um das Alltagsgeschäft zu erledigen – denken, muss das Volk, müssen wir alle schon noch selbst. Auf unsere Gesellschaft werden im heurigen und in den nächsten Jahren unter Umständen Herausforderungen zu kommen, die bislang nicht denkbar sind. Grad der Umstand, dass am Brenner nun wieder eine wirkliche Grenze aufgebaut wird, ist eine Tatsache, die vor einem Jahr noch niemand von uns überhaupt für möglich gehalten hätte.
Alles ist im Fluss. Wie immer. Auch Andreas Hofer hätte sich vor Beginn der Kämpfe von 1797 nicht gedacht, dass er in den nächsten 12 Jahren mit dem eigenen Leben für die Heimat einstehen muss. Und zum Glück haben sich die Zeiten geändert – heute muss niemand mehr um sein Leben fürchten, wenn er etwas bewegen will. Aber uns einbringen, dass müssen wir nach wie vor und in Jahren wie diesen umso mehr.
Die Zukunft sind nur Gedanken aus der Vergangenheit, die zu Ende gedacht werden wollen. Und zur Zeit wird darüber nachgedacht, wie das bestehende Autonomiestatut weiterentwickelt werden kann. Erst gestern hat es in Brixen eine Veranstaltung gegeben, wo die Bürger sagen konnten, was sie sich den wünschen würden, für die Zukunft unserer Heimat. Gott sei Dank waren viele Schützen anwesend, viele heimatverbundene Leute die im Sinne unserer Vorfahren ausgesprochen haben, was in Zukunft geschehen sollte. Ganz nach dem Motto – wer seine Zukunft nicht selbst gestaltet, dem wird sie gestaltet, finde ich es wichtig, dass wir sagen, was in Zukunft mit der Heimat passieren soll.
Der Bischof spricht in seinem Hirtenbrief die Bitte aus, seinen Hirtenbrief mit unserem Leben weiterzuschreiben. Wir können das auch tun, in dem wir uns verstärkt für das einsetzen, was unsere Vorfahren begonnen haben. Dieser Einsatz für die Heimat, für die Reichtümer Kultur, Sprache und Tradition wie sie unser Bischof genannt hat, ist wohl die beste Form, wie wir unserer Vorfahren, den Männern von 1809, aller Krieger aus zwei Weltkriegen und den Freiheitskämpfer der 1960er Jahre gerecht werden können. Deshalb verneigen wir uns nun vor ihrem Einsatz, vor den Opfern die sie gebracht haben. Und versprechen ihnen gleichzeitig, friedlich und vollen frohen Mutes, uns für die selben Ziele einzusetzen, wie sie es getan haben.
Ehre ihrem Andenken.